Die Beziehung stellt den einen und wohl wesentlichsten Anteil unserer Bildungsarbeit dar. Wir sprechen von einer Beziehung auf Augenhöhe mit allen Beteiligten und wir leben eine Beziehungskultur, die Wertschätzung und einen individuellen Blick auf das Kind unterstützt. Im ersten Schuljahr wird sehr viel in die Beziehungsarbeit investiert, um jedem Kind ein gutes Ankommen am neuen Lern- und Erfahrungsort zu ermöglichen. Wir wollen herausfinden, wofür das Kind brennt und was es braucht, um an der Schöpflin Schule glücklich zu werden. Unter Beziehungskompetenzen verstehen wir u.a. die Fähigkeit positiv zu kommunizieren sowie unterstützendes Handeln, um gemeinsame Stärken auszubilden, aber auch, wenn Sicherheit und Vertrauen spürbar werden und die Kinder mit Mut und Selbstvertrauen ihre Schulzeit starten können. Beziehung bietet den haltenden Rahmen für eine freudige und offene Lernatmosphäre.
Eine Beziehung auf Augenhöhe bedeutet in der Folge natürlich, dass wir in der Schöpflin Schule einen hohen Beteiligungsgrad etablieren. Die Struktur der Schule ermöglicht den Kindern einen größeren Gestaltungsspielraum. Sie sollen Teil des Systems Schule sein und dies durch Mitgestaltung und Selbstbestimmung ausleben können. So stellen der Klassenrat oder das Kinderparlament Organe der aktiven Mitbestimmung dar. In diesen ritualisierten Formaten können ebenso Interessen und Bedürfnisse der Kinder abgefragt, wie auch Änderungswünsche oder Probleme eingebracht werden. Das Gegenseitige Lernen und Unterstützen wird auch durch die Klassendurchmischung gefördert.
Beziehung auf Augenhöhe unter Beteiligung der Kinder stellt die Grundlage für das WIE der Vermittlung dar. Vermittlung betrachtet die Frage, wie etwas vermittelt wird, wie Lernangebote ausgelegt sind, dass ein freudiges, erlebnisorientiertes, zukunftsorientiertes und offenes Gestalten gelingen kann.
Die Kinder werden in ihrer Lebenswelt abgeholt, so dass Alltagserlebnisse als Grundlage für Lernerfahrungen genutzt werden können. Das Interesse und die Neugier gilt als Ausgangspunkt für inhaltliche Lernangebote. Gleichzeitig wollen wir Lernen als Entdecken von Unbekanntem ermöglichen. Die Kinder verlassen hierzu den vertrauten Schulraum, um Erfahrungen an außerschulischen Orten zu sammeln. So wird forschend Neuland erkundet und die Kinder stellen Dinge in Frage, worauf sie ihre eigenen Antworten finden.
Am 05.04.22 gaben Marie Czilwik, Lehrerin und didaktische Beraterin bei »Die Zukunftsbauer« und Celina Rahman, Leitung Schulgestaltung der Schöpflin Schule im Werkraum Schöpflin einen Einblick in neue Projekte und Methoden, die den Nachwuchs mit Kompetenzen, Ideen und vor allem Zuversicht ausstatten – für die Entwicklung einer »eigenen« Zukunft.
Die Erfahrungen in schulischen und außerschulischen Projekten haben uns in der Vision bestärkt, dass die Rolle und Persönlichkeit der Pädagogi*innen, Lernbegleiter*innen, Künstler*innen beziehungsweise der Projektdurchführenden wichtig ist, denn vieles führt nicht dadurch zum Erfolg, weil wir unglaublich komplexe Lernangebote machen, sondern wegen der Art und Weise, WIE wir vorgehen. Die Schöpflin Schule eröffnet Ansätze zur Gestaltungsdimension von künstlerischer Arbeit an der Schnittstelle von Kultureller Bildung und Schule.
Künstlerische und kreative Ansätze in Schulen bieten Kindern und Jugendlichen einen hohen Mehrwert, stoßen aber innerhalb der Regelschule immer wieder an Grenzen. Wie können künstlerische Ansätze auch über Modellprojekte in Schulen hinaus in der Schullandschaft umgesetzt werden? Wie ermutigt künstlerisches Arbeiten Schüler*innen durch bewusste Kooperationen mit Künstler*innen und Akteuren der Kulturellen Bildung zu mehr Selbstbestimmung und Teilhabe? Wie stärkt Kreativität konzeptuelles Denken und Ausdrucksvermögen? Die Schöpflin Schule begegnet den Fragen und strukturellen Herausforderungen seit ihrer Gründung in einem multiprofessionellen Team gemeinsam mit Expert*innen aus un-terschiedlichen Bereichen. Ziel ist es, künstlerische Ansätze stärker in den schulischen Alltag für Kinder, Jugendliche, Lernbegleiter*innen und Künstler*innen einzubinden, aber auch Zwischenräume im Stadtraum aufzuzeigen und Schnittstellen des Zusammenwirkens sichtbar zu machen.