Doch bevor wir Albert Schöpflin - der den Künstlernamen Scopin trägt - in seinem Atelier besuchten, gingen wir der Frage nach, was einen Künstler ausmacht und womit sich Albert Schöpflin in seiner Kunst in den vergangenen 60 Jahren beschäftigt hat. In einem Film über ihn erfuhren wir, dass er zuerst Fotografien gemacht und in New York gelebt hat, später sehr viele Zeichnungen und Gemälde entstanden sind und er aktuell mit dem Material Asphalt arbeitet. Wir haben ihn dabei beobachtet, wie er zeichnet und auch versucht, unsere Stimmungen und Gefühle nur mit einem schwarzen Holzstift auf das Papier zu bringen. Auch haben wir darüber diskutiert, was Asphalt ist, wo das Material sonst eingesetzt wird und welche Bedeutung es haben könnte, wenn man damit arbeitet. Mit vielen klugen Fragen gewappnet haben wir schließlich Albert Schöpflin in seinem Atelier besucht.
Das Atelier ist beeindruckend und die Kinder machten große Augen bei der Vielzahl und Größe an Werken und auch all die Utensilien und Asphaltspuren mussten gründlich entdeckt und erkundet werden. Im hinteren Teil des Ateliers enthüllte Albert Schöpflin sein Kunstwerk „Dance Baby Dance”, einen in Asphalt versenkten, alten, verbrannten Porsche. Der faszinierte die Kinder sehr und es bildete sich eine Schlange aus 18 Kindern, die alle von der Leiter aus das innere des Porsches inspizieren wollten.
Besonders aufregend wurde es, als die Kinder dann selbst ihre ersten Asphalt-Kunstwerke gestalten konnten. Vorab wurden kleine Schachteln mit Backpapier ausgekleidet und nun mit Asphalt gefüllt. Jedes Kind hatte einen ausrangierten Gegenstand dabei, der sich bei hoher Temperatur in Asphalt einschmelzen ließ. Die Kinder konnten die Objekte in den Asphalt einlegen und übergießen lassen.
Außerdem wurden quadratische Holzplatten bemalt, die dann von Albert Schöpflin partiell mit heißem Asphalt übergossen wurden. Die Kinder durften ihm sagen, wo in etwa sie eine Asphaltspur, einen Punkt, eine Linie, oder eine Spirale haben wollten – und Albert Schöpflin ergänzte somit die Bilder der Kinder. Nachdem der Asphalt getrocknet war, gaben die Kinder ihrem Kunstwerk durch die Verwendung von Ölkreide noch eine weitere Zeichenebene. Albert Schöpflin sagte, am schwierigsten sei es, zu merken wann ein Bild fertig ist. Die Kinder hatten zum Teil klare Vorstellungen wie ihre Bilder aussehen sollten und konnten sich dennoch auf die Unvorhersehbarkeit, die das Malen mit Asphalt mit sich bringt, einlassen.
Die entstandenen Gemeinschafts-Werke mussten dann natürlich auch von beiden – Kind und Künstler - signiert werden
Es liegt in der Natur der Sache, dass beim Besuch eines echten Künstlers zahlreiche Fragen aufkommen. Die Kinder haben die Gelegenheit genutzt, um Albert Schöpflin zu interviewen:
Kind: Was machst du am liebsten in der Kunst und als Hobby?
Albert Schöpflin: Kunst ist auf jeden Fall mehr als ein Hobby. Es ist Arbeit, es erfordert Disziplin. Der innere Wunsch ist wichtig – dass man es machen will.
Kind: Wie viele Bilder hast du schon gemacht?
Albert Schöpflin: Von den Asphaltbildern in den letzten 10 Jahren weit über 100 Bilder. Und sehr viele Fotografien und andere Bilder.
Kind: Wie groß ist dein größtes Kunstwerk?
Albert Schöpflin: Vielleicht der Porsche. Oder diese hier, die messen 2,50m x 2,50m.
Kind: Das ist ja ungefähr die Tiefe eines Schwimmbeckens! Womit malst du?
Albert Schöpflin: Mit dem Lyra Farbstift auf Papier und mit Pinseln. Bei der Asphaltkunst mit Besen. Ich nutze aber auch einen Flammenwerfer, den ich wie einen Pinsel einsetze.
Kind: Wie viele Pinsel hast du?
Albert Schöpflin: Die gehen immer schnell kaputt. Wir haben 20 bis 30 Pinseln im Atelier.
Kind: Wann hast du dich dazu entschieden Künstler zu werden? Als Kind oder als Erwachsener?
Albert Schöpflin: Als Jugendlicher, ganz genau nach der Schule. Das wollten meine Eltern nicht unbedingt.
Kind: Wie lange brauchst du für ein Bild?
Albert Schöpflin: Das ist sehr unterschiedlich. Bei manchen Bildern 1-2 Tage und bei manchen mehrere Wochen oder Monate.
Kind: Malst du die Bilder mit einem Plan oder entstehen sie einfach so?
Albert Schöpflin: Mit Geduld und Liebe. Asphalt macht nicht immer, was es will.
Kind: Was braucht man, um Künstler zu werden?
Albert Schöpflin: Das kann man nicht lernen. Das ist etwas, was du machen möchtest, etwas von innen heraus. Man braucht Ideen, eine gewisse Unabhängigkeit und einen eigenen Weg.
Kind: Für wie viel Geld verkaufst du deine Kunst?
Albert Schöpflin (Er zögert und überlegt): ... am liebsten verschenke ich meine Arbeiten. Manchmal verkaufe ich auch etwas. (Zeigt auf ein Werk in seinem Atelier) Das hier habe ich für 20.000 € verkauft.
Wie die Kinder ihren Besuch im Künstleratelier empfunden haben, wurde bei einer Schlussrunde nochmals besprochen. Viele Kinder waren sehr begeistert vom alten Porsche und auch seinem Titel „Dance Baby Dance“. Den Kessel mit dem heißen Asphalt, welcher im Außenraum vor dem Atelier steht und rauen Asphaltgeruch verteilt, begeisterte andere Kinder besonders. Das Gießen empfanden eigentlich alle als sehr aufregend und stolz machte es die Kinder, dass sie etwas Eigenes erschaffen haben. Die Kinder hatten die Idee, ihre Werke auszustellen und dies mit einer Vernissage zu feiern.
Mit Kunstprojekten wie diesen setzen wir fort, was wir im Schulalltag leben. Wir erweitern unseren Lernort, nehmen neue Perspektiven ein und tauchen in andere Welten ein, die es uns erlauben unseren Blick und unsere Haltung immer wieder zu öffnen. Da Albert Schöpflin zur Stifterfamilie gehört, war er für viele Kinder bereits ein bekanntes Gesicht. Durch dieses Künstlerprojekt konnten wir nicht nur eine für die Schule wichtige Persönlichkeit besser kennenlernen, sondern auch die Kraft eines kreativen Ortes erfahren und durch das eigene künstlerische Tun miteinander in Austausch treten.
Die entstandenen Werke werden im neuen Jahr in unserer Schulaula ausgestellt. Wir danken Albert Schöpflin und seinem Assistenten Ercan sehr, dass dieses Projekt so möglich war.
Das Projekt wurde initiiert und durchgeführt von Luca Hann und Leonie Schneider.